Überzeitlich gültiger Artikel von 1993, S. 33 – 56, mit freundlicher Genehmigung von Univ.-Prof. Dr. Georg Romer und des Hogrefe-Verlags Göttingen, eingescannt mit der App CamScanner. Siehe auch Romers Anmerkungen in meinem Artikel „Bewegungsbeobachtung und Bedeutungsanalyse als Grundlage eines Musik- und Tanzprofils“ auf S. 123 – 172 desselben Bands mit den von der 1937 aus Wien nach New York emigrierten Psychoanalytikerin Prof. Dr. Judith Kestenberg genehmigten Änderung ihrer psychoanalytischen Terminologie.
Um die damals schon betagte, noch immer fließend deutschsprechende Frau Kestenberg kennenzulernen und auf die Anwendung ihres Bewegungs-Profils für die Musik- und Tanzpsychologie zu befragen, war ich seit 1990 mehrmals nach New York geflogen. Sie hatte mit mir trainiert, mich mit z. T. unveröffentlichten Schriften reich beschenkt und mir den Kinderarzt Georg Romer empfohlen, den ich dann alsbald in einem seiner Workshops kennenlernte und dabei manche Gemeinsamkeit aus seiner und meiner sehr viel früheren Studienzeit in Freiburg erfuhr. Als Nachfolger von Prof. Dr. Fürniss (Konzertreifeprüfung für Flöte in Freiburg), Erstgutachter der von mir betreuten Dissertationen zur Musiktherapie, setzt er mit seiner Wertschätzung der Musiktherapie die Tradition am UKM Münster fort.
1985 erfolgte die erste Anstellung des inzwischen 60jährigen Musiktherapeuten in Münster in der Kinderklinik des UKM, psychosomatische Abteilung unter Prof. Dr. Ingeborg Jochmus, aufgrund des Engagements der Univ.-Profs. Drs. Günther Schellong (Cellist, Direktor der Kinderklinik) und Clemens Sorg (Pianist und Kontrabassist, späterer Dekan des UKM und danach Rektor der Med. Univ. Innsbruck), beide Mitglieder des Orchesters der Deutschen Kinderärzte, anlässlich der von mir durchgeführten großen Kongresse zur Musiktherapie, über die in Zeitungen und im Fernsehen berichtet worden war. Als auch vom Ministerium in Stuttgart – wie später für den Musiktherapiestudiengang in Magdeburg – beauftragter Gutachter für den Diplomstudiengang Heidelberg 1986, vermittelte ich in dem von mir seit 1977 initiierten und später geleiteten Musiktherapiestudiengang dem inzwischen 60jährigen Musiktherapeuten, Absolvent der privaten FH Heidelberg, der 1989 von der MHS Hamburg das Musiktherapie-Diplom erhielt, 1985 einen Lehrauftrag. Näheres: Zur Geschichte der Musiktherapie in Münster und Dokumente. z.B. Münstersche Zeitung v. 16.10.1986 und MZ-18.7.1987-Verabschiedung-Musiktherapie
Das auf den Vorarbeiten von Rudolf Laban, dessen Eukinetik das erste tanzpsychologische Buch genannt werden kann, beruhende Movement Profile von J. Kestenberg bildet die Grundlage vieler Dissertationen zur Musiktherapie, wie z. B. derjenigen des Absolventen meines Weiterbildungsstudiengangs Dr. med. Riad A. Michael (Geyser) mit Prof. Dr. Arolt als Zweitgutachter und der Studienrätin und Dipl.-Musiktherapeutin Dr. Claudia M. Weber, Fachsprecherin der Studentenschaft bei der Gründung des unter meiner 1990 als Studienrätin im Hochschuldienst, obgleich sie kein Lehramtsstudium absolviert hat, eingestellten und notgedrungen frühpensionierten Nachfolgerin 2010 und 2017 mangels Studierender eingegangenen Musiktherapiestudiengangs, auf dessen Homepage eine Liste der Dissertationen und Habilitationen über musiktherapeutische Themen ausgestellt ist, in der die zahlreichen von mir als dem damals bundesweit einzigem Universitätsprofessor für Musik- und Tanzpädagogik und Musik- und Tanztherapie betreuten und bewerteten musiktherapeutischen Dissertationen und Habilitationen nahezu komplett unterschlagen sind, aus der jedoch umso augenfällig hervorgeht, dass der bei weitem größte Umsatz an musiktherapeutischen Dissertationen ganz wenigen Professoren zukommt, die entweder keinerlei berufsqualifizierenden Hochschulabschluss vorweisen können oder keine wissenschaftliche Hochschule oder keine Musikhochschule absolviert und allesamt nie konzertiert haben. Dabei existieren seit langem Studiengänge für Musikpsychologie, die sich allerdings kaum um musiktherapeutische Belange kümmern. Wer selbst weder die eine noch die andere Qualifikation besitzt, dürfte wohl kaum in der Lage sein, Diplom-, Masterarbeiten, Dissertationen und Habilitationsschriften zu beurteilen, noch dazu wenn Promotionsgutachter Honorarprofessor sind wie jener von mir bis zur leidvollen Aufklärung durch meine Studenten empfohlener „Ton-Arzt“ von energon, der kein Instrument spielt und dessen Habilitationsschrift als unwissenschaftlich abgelehnt worden war, aber von der MHS Hamburg mit dem begehrten Honorarprofessorentitel ausgestattet, wobei er die Zusatzbezeichnung „Honorar-“ ebenso unterschlägt wie andere dort aufgeführte Namen die erklärende Bezeichnung „apl.“. Doch die kraft Amts ausgestellten Titel wie „Dr. sc. mus.“ an Personen, deren Promotionsgesuche anderswo vergebens waren, sind gültig und öffnen in allen deutschsprachigen Ländern Tür und Tor für Professuren mit der Perpetuierung solcherart „Wissenschaft“, die die musiktherapeutische Landschaft flächendeckend vereinnimmt, so dass es nicht wundert, dass die Anerkennung von Musiktherapie durch Krankenkassen keine Aussicht hat. Wegen dieses Mainstreams hatte ich trotz größter Bedenken auch untragbare musiktherapeutische Habilitationen durchgewunken und zu einflussreichen Professuren verholfen, obgleich die Glücklichen keine Musikhochschule und auch kein Musikwissenschaftsstudium absolviert und teilweise nicht einmal ein klassisches Musikinstrument erlernt haben, geschweige denn den Tonsatz beherrschen. In Österreich müssen Habilitationsschriften nicht veröffentlicht werden. Univ.-Prof. Dr. Romer hat mich auf seinen ehemaligen Oberarzt Univ.-Prof. Dr. med. Dr. sc. mus. Thomas Stegemann hingewiesen. Er setzt das innovative Werk von Prof. Alfred Schmölz fort, mit dem ich bezüglich meiner musiktherapeutischen Tätigkeit in Freiburg bereits vor 1970, als er mir den Vortrag seiner Absolventin Karin Reißensberger, erheiratete Schumacher, in Trossingen empfohlen hatte, intensiven Kontakt hatte. Bleibt zu wünschen, dass Stegemann (von der MHS Hamburg 2013 promoviert, seit 2011 ohne Habilitation Prof. für Musiktherapie in Wien) Romers Beitrag von 1993 aufgreift. Sehr zu empfehlen ist sein Buch „Was MusiktherapeutInnen über das Gehirn wissen sollten: Neurologie für die Praxis“.