Begnadeter Künstler und Neurophysiologe zur Schwerstarbeit Kunst

Erwin-Josef Speckmann versteht es, das Verständnis für kreative Prozesse zu wecken. Für diese ist Voraussetzung, dass das Gehirn in einer bestimmten Stimmung ist und die Hirnfunktion Kunst tätig und das künstlerische Tun authentisch werden kann. Nicht der für eine Leistungsgesellschaft typische „funktionelle“, wenngleich „reversible  Hirntod“ ist dafür geeignet, sondern das „Zu-sich-kommen“. –> Sendung vom 29.12.2019:

Musizieren taugt einerseits zum Zeitvertreib (ein Instrument „spielen“), ist aber bei künstlerischem Anspruch genauso Schwerstarbeit wie bildnerische Gestaltung. Beides erfordert „totales Anwesendsein“, um aus vielfältigen Eindrücken eine „Empfindungsgestalt“ entstehen zu lassen, die Speckmann zur „Extrakten Kunst“ verarbeitet und von der etwa Gustav Mahler sagt: „Das Wesentliche in der Musik steht nicht in den Noten“.
Laut Speckmannn besitzt jeder Mensch ein Grundgerüst zur Nutzung der speziellen Hirnfunktion Kunst. Künstlerische Therapien bemühen sich, im kreativen Tun von Patienten deren belastende Empfindungen zu erspüren und zu be“hand“eln, d.h., im manuellen Umgang mit Farbe und Pinsel oder mit einem Musikinstrument die Dissonanzen aufzulösen, was Novalis als Heilung ansah; für ihn „jede Krankheit ein musikalisches Problem“.
Das Wunder des Zusammenspiels von sensorischen und motorischen Sinnen und der Ein- und Auswirkungen der hoch komplexen Organe und Systeme des Körpers und ihrer Funktionalität im Hinblick auf das bisher nicht bekannte Eigenhirn erstmals naturwissenschaftlich – physikalisch und chemisch – entschlüsselt zu haben, ist das unschätzbare Verdienst von Erwin-Josef Speckmann. Die Kenntnis seiner Bücher ist entscheidend, wenn man künstlerisches Tun verstehen und fördern will.

s. Besprechung in MTK 2/2019: Erwin-Josef Speckmann: Das Gehirn meiner Kunst. Kreativität und das selbstbewußte Gehirn (2018) und Das Kunst-Ding. Braucht Kunst einen dinglichen Ausdruck? Ein Vorwort aus Hirnforschung und künstlerischer Praxis (2017).

Über Musiktherapie

Univ.-Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann Drei Musikhochschulabschüsse, habilitiert. Lehrgebiete Musik- und Tanzpädagogik und Künstlerische Therapien.
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