Während in der Frühzeit von Musiktherapie und Musiktherapieausbildungen (nach dem 2. Weltkrieg bis nach 1980) noch ca. 80 % des Angebots aus Musik und Bewegung bestand und in geräumigen Räumen, die noch nicht mit allerlei Instrumentarium und (exotischen) Klanggeräten vollgestopft waren, stattfand, ist der Bewegungs-/Tanzanteil heute weitgehend verschwunden und dem in Deutschland nach 1980 aufgekommenen Gebiet der Tanztherapie überlassen. Die Tanztherapie aber verfolgt trotz vieler Gemeinsamkeiten andere Ziele als die Musiktherapie. So z. B. wird die Behandlung von Parkinson nur in der Musiktherapie durchgeführt, obgleich der Schwerpunkt der Behandlung fast zu hundert Prozent in der Bewegungsgestaltung liegt. Bei Patienten mit Störung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, mangelhaftem Selbstbewusstsein („gebrochenes Rückgrat“), Vereinsamung, Autismus, Borderline, Demenz, Kontakt- und Entscheidungsschwierigkeiten bietet das einfache Tanzen mit seinem Freiraum zur Variation und Umgestaltung bessere Möglichkeiten als das bloße Musikhören und Musizieren. „Takt-lose“ bringen wegen ihres mangelnden Zeitgefühls das Musizieren durcheinander. Erst die körperliche Fundierung der wichtigsten Bewegungsfaktoren ermöglicht die Erfahrung der Wirkung von musikalischen Bewegungsfaktoren im Musizieren und Musikhören. Bewegung und Tanz hat somit in der Musiktherapie einen anderen Stellenwert als in der Tanztherapie und eignet sich nahezu für jede Altersstufe und für ein großes Spektrum von Störungen, die aufgrund der Bewegungsarmut heutiger Musiktherapie nicht mehr mit dem möglichen Erfolg angegangen werden.
Zum Programm am 8.-10.4.2011